Hakos Entdeckungsraum

Spannende Erkundungstouren auf dem Farmgelände

Wie viele Generationen von Farmern lebten bisher auf Hakos? Wo können wir heute noch Spuren des großen Savannenbrandes von 2007 entdecken? Warum war Hakos nur ein Notweidegebiet? Wie kommt es zur existenzbedrohenden Verbuschung der Weideflächen? Warum können wir nur Kaffee kochen, wenn die beweglichen Signalschilder auf den Wasserbehältern oben stehen? Wo gehen die Kinder der Farmarbeiter zur Schule? Warum haben Hydrogeologen und Bohrtechniker so große Probleme, Wasseradern auf Hakos zu finden? Wie wurden die Gebäude der Internationalen Amateursternwarte früher genutzt und warum wurde diese Nutzung aufgegeben?

Die Antworten zu diesen und vielen weiteren Fragen finden Besucher auf einer Entdeckungstour durch das Farmgelände von Hakos. Eine Broschüre führt sie zu den interessantesten Punkten und erzählt spannende Einzelheiten zur Farmgeschichte, zur Wasserversorgung und Energiegewinnung, zur lokalen Pflanzen- und Tierwelt und zur Geologie (Abb. 1 und 2). Auf dem Farmgelände sind 14 Schilder aufgestellt, die mit Zahlen und Symbolen auf die Broschüre verweisen.

Die Begleitbroschüre in deutscher und englischer Sprache können sich Gäste für ihre Erkundung des Entdeckungsraumes von den Gastgebern ausleihen oder hier als PDF-Dokument herunterladen.

Abb. 1 - Titelblatt der 34-seitigen Broschüre zum Entdeckungsraum Hakos.
Abb. 2 - Inhaltsverzeichnis mit den Themenstationen.

Eine Übersichtskarte in der Broschüre zeigt die Wege zu den Themenpunkten, die der Besucher näher erkunden möchte (Abb. 3). Außerdem ist jede Station in der Broschüre durch GPS-Koordinaten gekennzeichnet. Die weiteste Station (Nr. 13: Trinkwasserbrunnen) liegt knapp 4 km vom Farmgebäude entfernt. 

Abb. 3 - Stationen des Entdeckungsraumes. Die Themenbereiche sind farbig gekennzeichnet (blau: Wasserversorgung, grau: Farmgeschichte und Energiegewinnung, rot: Viehwirtschaft, grün: Pflanzen).

Abb. 4 – Montage des Schildes zur Themenstation Nr. 4 durch den Verfasser der Broschüre (Julius Heinzmann) an einem Pfosten des Rinderkraals. Themensymbol: Viehwirtschaft.

Leitidee und Konzept

Alle Themen folgen der Leitidee, dass eine Farm in Namibia nur dann überleben kann, wenn sie sich weitgehend selbst versorgt. Die Wasser- und Energieversorgung muss auf regenerativen Quellen beruhen, die auf dem Farmgelände vorhanden sind. Auch die Wirtschaftsweise muss auf farmeigenen Ressourcen beruhen: Seien es das farmeigene Grasland für die Rinderzucht oder die landschaftlichen Attraktionen in der Umgebung der Farm für den Gästebetrieb. Eine Produktion, die auf externe Ressourcen angewiesen ist, scheitert, wie z.B. der „Schweine-Flop“ bei Station 14 eindrücklich schildert.

Das methodische Konzept des Entdeckungsraumes beruht auf Forschungsarbeiten zur Landschaftsinterpretation am Institut für Physische Geographie der Universität Freiburg. Landschaftsinterpretation spricht das vor Ort erlebbare natürliche und kulturelle Erbe eines Gebietes an. Dabei wird das Interpretationsobjekt (Farmgebäude, Akazie, Brunnen, Gesteinsformation usw.) direkt am Ort seines Vorkommens in einer für den Laien verständlichen Sprache erläutert. Die Hauptzielgruppe sind Erholungssuchende, die auf unterhaltsame Weise mehr über die Landschaft erfahren wollen. Auf dem Gipfel des Kandel (1242 m) im südlichen Schwarzwald wurde das Konzept bereits großräumig auf 70 dreisprachigen Interpretationstafeln verwirklicht. Allerdings kam diese Form der Umsetzung für Hakos nicht in Betracht, da die Gefahr zu groß war, dass die Tafeln durch Wildtiere und Witterungseinflüsse beschädigt werden. Deswegen wurden nur robuste Metallschilder mit den Standortsnummern und Themensymbolen aufgestellt, die auf die entsprechende Erläuterung in der Begleitbroschüre verweisen (Abb. 4). 

Abb. 5 – Die Themenstationen 6, 11 und 13 bilden einen „Wasserpfad“ und erläutern die Wasserversorgung auf Hakos. Das Trinkwasser muss vom Bohrloch (13) über das Zwischenpumphaus (11) 229 m bis zum Wasserturm (6) hochgepumpt werden, bevor es von dort zurück in das Farmhaus gelangt. – Grafik: Julius Heinzmann

Der „Entdeckungsraum Hakos“ ist thematisch und räumlich untergliedert (s. Übersichtskarte Abb. 3). Der eilige Gast kann sich mit den Stationen in unmittelbarer Nähe der Farmgebäude zufriedengeben (Stationen 1-3) und erhält bei diesem kurzen Rundgang bereits viele Informationen über die Farmgeschichte, die Strom- und Warmwassergewinnung sowie die Wohnstätte und Lebensweise der Farmarbeiter. Gäste, die mindestens einen ganzen Tag auf Hakos verbringen, können den Weg des Wassers vom Trinkwasserbrunnen zum Haupthaus verfolgen (Stationen 9-13, ca. 4 km), auf der Pad zum Wasserturm wandern (Stationen 4-6), den Ort des verheerenden Savannenbrandes von 2007 aufsuchen (Stationen 7 und 8) und/oder zur Internationalen Amateursternwarte gehen (Station 14). Ein Beispiel für die Verknüpfung eines Themenbereichs, hier die „Wasserversorgung“, zu einem Themenpfad innerhalb des Entdeckungsraumes zeigt Abb. 5.

Von der Tasse Kaffee zum Wasserturm

Als Beispiel für die Interpretation eines Objekts soll die Station Nr. 6 herausgegriffen werden (Abb. 6). Die Themenstation liegt bei den Wasserbehältern, die man auf der Farmpad ca. 1 km vor Erreichen der Farmgebäude rechter Hand passiert (zur Lage der Station s. auch Abb. 3).

Abb. 7 – Der Projektleiter (Prof. Dr. Rainer Glawion) bei der Untersuchung einer Schwarzdornakazie. Thema der Station Nr. 12: Verbuschung als Bedrohung für den Rinderfarmbetrieb und ihre möglichen Ursachen.

Durchführung und Stand 2011

Voruntersuchungen zur Erfassung geeigneter Interpretationsobjekte auf dem Farmgelände wurden von Prof. Dr. Rainer Glawion während seiner Namibia-Forschungsaufenthalte in den Jahren 2004 bis 2011 durchgeführt (Abb. 7).  Der Geographieabsolvent Julius Heinzmann und Rainer Glawion nahmen im September 2011 eine abschließende Objektbewertung und -auswahl für den Entdeckungsraum vor. Wertvolle Informationen lieferten die Interviews mit der Farmerfamilie Walter, Waltraud und Friedhelm, die auch Archivmaterial und historische Fotos für die Broschüre zur Verfügung stellten. Die Schilder zu den 14 Themenstandorten des Entdeckungsraumes wurden im September 2011 auf dem Farmgelände aufgestellt (Abb. 4).

Die Begleitbroschüre in deutscher und englischer Sprache können sich Gäste für ihre Erkundung des Entdeckungsraumes von den Gastgebern ausleihen oder hier als PDF-Dokument herunterladen. Die Download-Broschüre gibt den Stand von 2011 wieder.  Manches hat sich inzwischen geändert, zum Beispiel  gibt es jetzt Solarlicht für Arbeiterhäuser und erweiterte Solar-Wasserpumpstationen.

Wer sich mit den Themen des Entdeckungsraumes noch intensiver befassen möchte, kann Einzelheiten und Hintergrundinformationen in der Wissenschaftlichen Arbeit von Julius Heinzmann nachlesen, die ebenfalls auf der Gästefarm Hakos ausliegt (siehe Quellenverzeichnis am Ende dieses Artikels).

Als weiteres Freizeitangebot für „Tagaktive“ findet der Besucher seit September 2011 einen 2 km langen Planetenweg vor, der von der Farm aus an der Internationalen Amateursternwarte vorbei zum Aussichtspunkt Walter’s Point führt. Die Erläuterungsbroschüre liegt ebenfalls in der Farm aus. Auch der Hakos-Planetenweg wird auf dieser Webseite vorgestellt.

Der Verfasser hofft, dass diese Freizeitangebote, die sowohl Astronomen und ihre Begleitung als auch andere Gäste tagsüber auf Hakos nutzen können, über die Entdeckungsfreude hinaus tiefere Einsichten in die vielfältigen Naturabläufe, aber auch in die harten Existenzbedingungen der Farmwirtschaft in Namibia vermitteln.

                                                                                                                                                                Rainer Glawion

Quellen

Die Entdeckungsraum-Broschüre ist Teil einer Wissenschaftlichen Arbeit zum Ersten Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien im Fach Geographie:

Heinzmann, Julius: Konzeption und Umsetzung eines Entdeckungsraums auf einer Gästefarm in Namibia nach den Methoden der Landschaftsinterpretation. Freiburg 2012.

Webseite der Arbeitsgruppe Landschaftsinterpretation am Institut für Physische Geographie der Universität Freiburg:

http://www.geographie.uni-freiburg.de/de/forschungsschwerpunkte/forschungsschwerpunkte-nki